Nach dem fünften Semester wartet der scheinbar fast unüberwindbare Berg des Physikums auf euch, der die letzte Hürde vor dem klinischen Studienabschnitt darstellt. Im Laufe des fünften Semesters sind die Anmeldefristen für das Physikum. Ihr meldet euch möglichst in Vierergruppen im Ifas für die zahnärztliche Vorprüfung, so wird das Physikum eigentlich korrekt genannt, an.
Die Termin- und Prüferbekanntgabe erfolgt in der Regel kurz vor der vorlesungsfreien Zeit.
Und spätestens dann steht jeder Studierende vor einem riesigen Berg von Informationen aus der Anatomie, Physiologie, Biologie und Werkstoffkunde, die irgendwie in den Kopf gepaukt werden wollen. Die Zeit zu den Prüfungen wird immer knapper und jeden Tag wartet das Lernmonster in der Vorbereitung auf den wehrlosen Studierenden. Eigentlich möchte man lieber das gute Wetter genießen und seinen Freizeitbeschäftigungen nachgehen, doch das Gewissen fesselt dann doch die meisten an den Schreibtisch. Die Abhängigkeit von Kaffee, Cola und anderen energieversprechenden Getränken droht.
Das hört sich jetzt ganz grausam an, aber jeder der das Physikum gemacht hat, wird euch sagen, dass es nicht so schlimm ist, wie es im Vorfeld immer scheint. Natürlich ist es nicht gerade die Erfüllung die überwiegende Zeit des Tages am Schreibtisch zu sitzen, schon gar nicht, wenn alle anderen Ferien haben und in der Sonne liegen, und man selber ein vielleicht anstrengendes Semester hinter sich hat, aber jeder, der sich durch diese Zeit gebissen hat und für seine Konsequenz belohnt wurde, bereut sicher nicht zu den Prüfungen angetreten zu sein.
In eurer Prüfungsvorbereitung solltet ihr euch nicht nur die bekannten Vorlesungsmaterialien und Lehrbüchern anschauen, sondern auch die Prüferspezifischen Protokolle, die in den Fachschaften und Copyshops rumgeistern. So bekommt man einen Überblick über bestimmte Themen, die Prüfer besonders gerne und oft fragen.
Die Prüfungen der Vierergruppen in Anatomie, Biochemie und Physiologie finden immer an drei aufeinander folgenden Tagen statt, so dass man damit schnell durch ist.
In Anatomie werden die Zahnmediziner in Münster im Gegensatz zu den Humanmedizinern nicht an Körperspenden, sondern an Modellen geprüft, so dass man nicht mehr in den muffigen Präparationssaal muss. Zur Prüfungsvorbereitung sollte man auf jeden Fall die Übungszeiten des anatomischen Institutes nutzen, die in den Wochen vor den Prüfungen stattfinden. Hier kann man sich die Modelle anschauen und noch mal die histologischen Präparate verinnerlichen.
Die Prüfung zur Makroskopie läuft genauso ab, wie man es aus den Testaten des Präparationskurses kennt. Im gleichen Zug wird man auch in Histologie geprüft. Jeder Prüfling bekommt zu Beginn seiner Prüfung zwei Präparate, die er zum einen Erkennen, zum anderen aber auch theoretisch alles dazu erklären muss. Eines der Präparate stammt immer aus dem Mundraum, während das andere in der Regel aus dem Bereich Situs gewählt wird.
In den Prüfungen zur Biochemie und Physiologie werden Vorlesungs- und Praktikumsinhalte abgefragt. Wer sich diese Unterlagen noch mal zur Gemüte führt und noch einmal in einem Lehrbuch stöbert ist auf der sicheren Seite.
Vielen von euch bereitet sicher die praktische Woche Kopfschmerzen, in der ihr noch einmal euer handwerkliches Geschick unter Beweis stellen müsst. In sieben aufeinander folgenden Werktagen seit ihr ganztägig im Labor und müsst bestimmte Arbeiten anfertigen. Aber keine Bange, denn die Arbeiten kennt ihr schon, denn es kommen nur Aufgaben dran, die ihr auch schon in den Phantomkursen bewältigt habt, wie zum Beispiel eine Vollgussbrücke oder die Anfertigung einer Totalprothese. Zwar bekommt ihr in der praktischen Woche, wie in den Phantomkursen einen Testatbogen, den ihr abarbeiten müsst, aber im Physikum entscheidet ihr selber, wann Eure Arbeit gut ist und wann ihr das Testat haben wollt. Die Assistenten geben keine Hilfestellungen und keine konstruktiven Kritiken, wie man es aus den vorklinischen Kursen kennt, denn in dieser Prüfungssituation fertigt ihr die Arbeiten komplett selbstständig an.
Im Laufe der praktischen Woche findet auch die mündliche Prüfung in Werkstoffkunde statt. Hier sitzt ihr wieder in euren Vierergruppen mit eurem Prüfer zusammen und werdet über die verschiedenen Materialien der Werkstoffkunde, aber auch über die Kauanatomie, Zahnmorpholgie und alle anderen Themen aus TPK und den Phantomkursen, geprüft. Außerdem müsst ihr in der mündlichen Prüfung noch eine partielle Prothese planen und einen Echtzahn erkennen und an diesem alle Merkmale für diesen Zahn erklären.
Wenn ihr euch bis hierher durchgebissen hat, dann werdet ihr auch mit eurem Zeugnis belohnt und habt nicht nur die Hälfte des Studiums hinter euch gebracht, sondern ihr dürft euch auch ein „cand. med. dent.“ vor euren Namen setzen.
Danach solltet ihr euch auf jeden Fall ein paar Tage Urlaub nehmen, und euch gut erholen, denn es wartet das erste klinische Semester, welches sicher nicht weniger stressig ist, aber viele spannende neue Dinge für euch bereit hält.