Endlich kommt man dahin, wo man sechs lange Semester hin wollte, in den Klinischen Kurs der Zahnerhaltung, oder auch Kons I genannt, und damit an den echten Patienten!
Doch bevor es wirklich an den lebenden Patienten geht, beginnt das Semester mit der Vorwoche, wo man an sich gegenseitig, bevor es richtig ernst wird, noch einmal das Kofferdammanlegen, das Anästhesieren und Zahnreinigung, sowie Befundaufnahme übt. Für das Üben der Gingivektomie steht ein Stück Hühnchen zur Verfügung, wobei ein wenig Grillstimmung aufkommt. Außerdem muss man sich mit der elektronischen Patientenakte anfreunden, was aber schneller geht als man denkt, wenn nicht gerade ein kollektiver Systemabsturz droht.
Dann geht es endlich los und man kann voller Aufregung seinen ersten Patienten begrüßen. Nach der ersten Zahnreinigung und Befundaufnahme steht auch schon die erste Arbeit an. Im Gegensatz zu den Phantomkursen weiß man ab diesem Zeitpunkt nicht mehr so genau was einen erwartet, denn ab jetzt muss man sich auf Füllungen, endodontische Behandlungen oder das Anfertigen von Laborarbeiten, wie Inlays oder Teilkronen einstellen, aber genau das macht auch den Spaß an diesem Kurs aus. Man merkt schnell, dass nicht nur jeder Patient, sondern auch jede Arbeit anders ist.
Ähnlich, wie im Phantomkurs der Zahnerhaltung müssen auch im Behandlungskurs einzelne Arbeitsschritte durch den Assistenz- oder Oberarzt abgesegnet und unterschrieben werden. Wenn man mit einem bestimmten Schritt fertig ist schaltet man die orangene Lampe der Behandlungsbox ein und kurze Zeit später kommt der betreuende Arzt in die Behandlungsbox und überprüft den Testatschritt und zeichnet diesen dann ab, bevor man weiter arbeiten kann. Auf diese Weise steht der Behandler immer unter Kontrolle und der Patient kann sich sicher sein, dass die Behandlung korrekt abläuft.
Nach den ersten Wochen, wenn die ersten Füllungen gelegt, die ersten Spritzen gesetzt und die ersten Wurzelkanäle abgefüllt sind, ist die Aufregung verflogen, man hat sich gut mit dem Behandlungspartner im Team eingespielt und die Arbeit in der Behandlungsbox, die auch mit einer kleinen eigenen Praxis zu vergleichen ist, wird langsam zur Routine.
Zur Mitte des Semesters zählt man seine erbrachten Leistungen in Form von erreichten Punkten für einen Zwischenstand zusammen, denn zum Ende muss eine bestimmte Punktzahl, die sich aus den verschiedenen Teilbereichen – Befund und Aufnahme, Füllungen, endodontische Maßnahmen und laborgefertigte Arbeiten – erreicht werden, damit dieser Kursteil als bestanden gilt. Zusätzlich muss die Klausur zur kursbegleitenden Vorlesung bestanden werden. Da an der Uni Münster die Teile Zahnerhaltung und Parodontologie gekoppelt sind, müssen auch die entsprechenden Leistungen der Parodontologie bestanden werden, damit man den Gesamtschein erhält.
Da auch in Münster immer ein Patientenmangel herrscht, ist man schon im Vorfeld immer gut beraten Freunde und Verwandte als Patienten anzuwerben, denn nichts ist ärgerlicher als Behandlungszeit ohne einen Patienten verstreichen zu lassen. Praktisch ist es auch, wenn man flexible Kommilitonen und Freunde aus der nahen Umgebung hat, die flexibel einspringen können, falls ein Patient aus welchen Gründen auch immer einmal kurzfristig absagt.